WM in Umeå 2000Die späte Lage von Ostern und Pfingsten führte in diesem Jahr dazu, dass die Brennball- Weltmeisterschaft in Umeå für viele an einem ungünstigen Termin stattfand. Dennoch gelang es uns eine vollständige Mannschaft von 10 Spielerinnen und Spielern zusammen zu bekommen, die "Würzburg Besserwisser" waren also wieder in Umeå vertreten.
IKSU als Veranstalter der WM hatte sich über die Nachteile der ausufernden Turnierorganisation in den letzten Jahren Gedanken gemacht und die Zahl der maximal zulässigen Mannschaften verringert. Außerdem wurden auch viele der kleineren Nebenturniere, etwa die Frauen- WM, abgeschafft.
Um den Spaß am Spiel noch mehr gegenüber dem reinen Leistungsgedanken zu fördern, wurden auch einige Regeländerungen vorgenommen. Am wichtigsten war dabei wohl die Erhöhung der Geschlechterquote: Mindestens drei Spieler von jedem Geschlecht müssen jetzt in einer Mannschaft sein. Um auch Amateurmannschaften möglichst viel Spaß zu gönnen, traten die gesetzten Mannschaften, also die 32 Besten des Vorjahres, diesmal erst am zweiten Tag nach den Gruppenspielen ins Turnier ein.

Von dieser Regelung profitierten wir leider nicht. Am Freitag, dem 26. Mai fing es in der Nacht an zu regnen und es schüttete den ganzen Vormittag durch. Der Regen hörte erst auf, nachdem schon die erste Runde der Gruppenspiele vorüber war. Das ist das einig Positive, was man von den Bedingungen sagen kann, die wir vorfanden, als wir um drei Uhr nachmittags zum Spiel antraten. Aber die riesigen Wassermengen der vergangenen Stunden hatten ihre Wirkung getan: Das Spielfeld 12, auf dem wir gegen die Mannschaft Solna Brännboll antreten mussten, war ein einziger tiefgründiger Morast, besonders die Laufbahnen schienen mehr Moorgelände als Wiese zu sein. Auch am Schlagplatz sah es deprimierend aus. Zu rutschigen Laufwegen, glitschigen Schlägern und nasser Kälte kam noch hinzu, dass wir etwas zu spät am Spielfeld ankamen und deshalb kaum Zeit zum Aufwärmen war.
Brennballmannschaft FantomenDie dritte Mannschaft unserer Gruppe trat - wohl wegen dieser Bedingungen - gar nicht erst an, weshalb wir zwei Spiele gegen die Brennballer aus Solna spielen durften.
Wer uns gesehen hat, muss überzeugt gewesen sein, dass wir zum ersten Mal in unserem Leben auf einem Brennballfeld standen. Es gelang einfach gar nichts. Besser, ich erspare mir jeden weiteren Kommentar (Für ganz Neugierige gibt es ein Extrafoto).
Zumindest hatten wir durch unser frühes Ausscheiden am folgenden Samstag Zeit, interessante Spiele und Mannschaften anzusehen, vor allem den Publikumsliebling "Fantomen" (das Phantom), die sowohl durch ihre Verkleidung und lustige Show als auch durch ihre sportlichen Möglichkeiten beeindrucken und der traditionelle Publikumsliebling der WM sind. Im Endspiel gewann wieder einmal BK Rel, die zwar vollendete Spielzüge ausführen, aber wegen der schon fast verbissenen Ernsthaftigkeit, mit der sie spielen, beim Publikum nicht besonders angesehen sind.

Am Samstag und Sonntag war die Sonne zurück und wir machten zur Aufmunterung einen Ausflug auf die Insel Norrbyskär vor der Küste von Västerbotten. Wir genossen die Sonne, das Meer, die Sehenswürdigkeiten auf der Insel, die noch bis zu den 50er Jahren eines der größten Sägewerke Europas war. Am steinigen Ostseestrand der Insel gab es natürlich auch Treibholz. Also bewiesen wir uns, dass wir tatsächlich schon mal Brennball gespielt hatten: Wenn uns unsere Gegner vom Vortag gesehen hätten, wie wir die Steine vom Strand weit übers Wasser schlugen, sie hätten wahrscheinlich den Mund nicht mehr zu gekriegt.


Bootsfahrt auf dem BolmenAm Montag machten wir uns auf nach Südschweden. Eine Woche lang wollten wir uns erstmal erholen und dann die Reise mit einem Brennballturnier abschließen. Westsmåland haben wir deshalb in vollen Zügen genossen. Da gab es einen Museumstag, an dem wir J. E. Hylténs Metallwarenfabrik ansahen, die noch heute mit den Maschinen der Jahrhundertwende funktioniert, und Schwedens größte Bubenhosentasche, nämlich Smålands Auto-, Musik- und Spielsachenmuseum bestaunten. Dann wieder waren wir wandern im Store Mosse, dem größten Moorgebiet südlich von Lappland. Und zwei Tage vor dem Turnier waren wir sogar so unvernünftig, auf dem Bolmen, einem großen See, zu rudern. Glücklicherweise konnten wir die Blasen an den Händen so schnell behandeln, dass sie uns nicht am Brennballspiel hinderten.

Am Donnerstag reiste aus Würzburg eine zweite Mannschaft an. Besserwisser und Besserschmitts traten gemeinsam beim Hylteträffen an, der Brennballmeisterschaft des Bezirks Halland. Das heißt, sie wollten antreten. Denn als am Tag vorher einige zufällig auf die Idee kamen, sich das Spielgelände in Hyltebruk anzusehen, stellte sich heraus, dass unsere Anmeldung verloren gegangen war.
Den Veranstaltern des Hylteträffen kann man nicht genug danken, dass sie in dieser Situation sehr flexibel reagierten und ihren fertigen Spielplan nochmal umstellten. Über Nacht wurde noch eine weitere Mannschaft gefunden, die mit unseren beiden Mannschaften eine zusätzliche Gruppe bildete. Statt den vorgesehenen 40 waren also plötzlich 43 Mannschaften beim Hylteträffen dabei. Nicht genug: Damit wir unsere drei Gruppenspiele sicher hatten, spielten noch zwei weitere Mannschaften jeweils ein Spiel gegen eine unserer Mannschaften.


Der Samstag, der 3. Juni, war ein strahlender Sonnentag ohne eine einzige Wolke am Himmel. Wir waren völlig überrascht, weil es noch am Freitag den ganzen Tag geregnet hatte. Aber so ist eben das schwedische Wetter: Es kann von einem auf den anderen Tag ins Gegenteil umschlagen. In den Gruppenspielen besiegten unsere beiden Mannschaften alle schwedischen Gegner. Da wir in der gleichen Gruppe waren, blieb uns natürlich nicht erspart, gegeneinander zu spielen und so eine Mannschaft aus dem Turnier zu werfen. Die Besserwisser gewannen gegen die Besserschmitts.
Damit rückte unsere Mannschaft Besserwisser ins Achtelfinale vor. Auf dem Kiesplatz, auf dem die Spiele nun fortgesetzt wurden, weil die Rasenplätze vom Vortag noch ziemlich durchweicht waren, kamen wir sehr gut zurecht, nur beim Fangen mussten wir uns zunächst darauf einstellen, dass die Sonne direkt von vorne kam. Unsere Gegner, Hejsan Hej, kamen jedoch mit dem Gegenlicht wesentlich schlechter aus als wir, Johannes schaffte es sogar dreimal, einen Homerun zu machen! Wir gewannen das Spiel mit 60 : 42 Punkten und waren völlig überrascht, nun im Viertelfinale zu stehen.

Hylteträffen PokalFast ohne Pause ging es weiter. Unsere Stimmung war von Spiel zu Spiel gestiegen und die "Besserschmitts" trugen als Fangruppe dazu bei, dass das auch so weiter ging. Wir schlugen im Viertelfinale Drängsered mit 67 : 40 Punkten und standen im Halbfinale gegen den Sieger der beiden Vorjahre, Nissaström. Ein Glück, dass wir das vorher nicht wussten, sonst hätten wir vielleicht etwas mehr Respekt vor dem Favoriten des Turniers gehabt. So aber spielten wir, wenn man das mit der Woche vorher in Umeå vergleicht, wie ausgewechselt. Es gelang eigentlich alles. Niemand von uns hatte ernsthafte Schwierigkeiten beim Schlagen, sondern es gelang uns, den Gegner mit einer wohldosierten Mischung von sehr hohen und weiten Schlägen einerseits und flachen, kaum zu fangenden kurzen Bällen andererseits in Atem zu halten. Nissaström war ein sehr guter Gegner, vor allem konnten sie den Ball sehr schnell und direkt zum Brenner zurückbringen. Dennoch gelang es ihnen nicht, uns auszubrennen. Und in unserer Halbzeit als Fangmannschaft standen wir ihnen in nichts nach. Das Spiel endete 60 : 51 - für uns!

Wir sahen uns an und konnten es nicht glauben: Wir standen im Finale eines schwedischen Brennballturniers und waren damit wohl die erste deutsche Mannschaft, der so etwas gelungen ist. Mit Västbo Steel trafen wir nun erneut auf einen sehr gefährlichen Gegner, der uns alles abverlangte. In der ersten Halbzeit, als sie schlugen, gelang ihnen ein Homerun nach einem weiten Schlag, den unsere Fänger weit hinten nicht in den Griff bekamen. In einem Finalspiel, in dem beide mit voller Leistung und Konzentration dabei sind, ist das natürlich ein schwer wieder einzuholender Punkteverlust. Beinahe wäre uns das dennoch gelungen, denn erneut konnte Johannes einen Ball schlagen, der homerunverdächtig war. Am Schluss fehlte aber ein Meter bis zum Ziel.
Das Ergebnis des Finalspiels Västbo Steel gegen Würzburg Besserwisser war schließlich 59 : 51 Punkte. Wahrscheinlich war das auch in Ordnung, dass wir Zweiter wurden. Für uns waren damit alle Erwartungen weit übertroffen, wir hatten eine Spitzenleistung abgegeben. Gleichzeitig hatten wir uns als Gäste nicht alle Sympathien verscherzt. Es wäre ja schon fast peinlich gewesen, wenn wir als nachträglich ins Turnier genommene ausländische Mannschaft alle heimischen Favoriten besiegt hätten. Außerdem, so haben wir am Ende festgestellt, waren die Pokale für den ersten Platz doppelt so groß, wie die kleinen Pokale, die wir bekamen. Die hätten wir ja gar nicht mehr im Reisegepäck untergebracht.
Ein kleines Zuckerchen kam außerdem noch hinzu: Klaus Karle konnte den Preis als bester Fänger des Turniers erzielen. Und er hat auch wirklich alles da hinten rausgeholt, was flog.

Ulrich Kraus


Die Besserwisser in Hyltebruk
Die Würzburg Besserwisser nach ihrem zweiten Platz in Hyltebruk: V.l.n.r.: Vorne: Claudia Müller, Almut Huber, Ursula Dörner. Hinten: Ulrich Kraus, Frank Blümig, Ulrich Seiler, Klaus Karle, Johannes Huber, Patrick Friedl.

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